Buch des Monats Jänner 2024

© KLEVER Literatur

August Staudenmayer: Alter Affe Angst.
Prosa. Wien: Klever Verlag, 2023.
150 Seiten.
ISBN: 978-3-903110-95-3


(Lebens)Lust spüren beim assoziativen Schreiben
Der Künstler August Staudenmayer ist Autor und Zeichner. Seine Arbeit erzeugt in ihm unterschiedliche Emotionen. Bei der Frage nach den Motiven antwortet der Künstler wie folgt: „Es fühlt sich an wie ein Spiegel“, beschreibt Staudenmayer seine Arbeit, bevor er ein Bild zeichnet. „Ich habe noch nie erlebt, dass ich mir vorgenommen habe, etwas Bestimmtes zu zeichnen“, fügt er im Gespräch hinzu.
Ähnlich verhält es sich mit Staudenmayers Prosa, die insbesondere im aktuellen Band „Alter Affe Angst“ assoziativ angelegt ist. Gleich zu Beginn wird das A voranstellt. Assoziatives Schreiben nennt es Staudenmayer im Interview. Seine Neuerscheinung birgt ein Universum an vielfältigen Assoziationen: Angefangen vom ersten Beitrag: „Staat“:
Der Nationalfeiertag ist ein weißer Zungenbelag. Wenn man die Zunge herausschneidet, wird der Belag teilweise rot“, S.5. Eine kreative Auseinandersetzung mit den Farben der Nationalflagge Österreichs. Der Autor greift in seinem Erzählband das Motiv der Lebenserzählung auf:
Lebenserzählung
Meine Füße sind leer.
Leerer als der Kopf sein kann.
Kein Weg ist mehr in ihnen.
Manchmal stellt der Künstler die Dinge auf den Kopf, nimmt somit eine ungewohnte Perspektive ein: Die Füße sind leer, nicht der Kopf, wie wir manchmal von uns behaupten. Die Umkehrung der Dinge gelingt auch im Text: „Kaltes Herz“:
Der Spieltisch sieht ihn mit kreisenden Pupillen an. Sämtliche Figuren streiten sich um die Rolle der Königin mit der grünen Null auf der Augenklappe, S.40.
Wenn wir uns auf die Sichtweise des Autors einlassen, können wir die Welt mitunter anders sehen. Auch beim Zeichnen ging Staudenmayer ungewohnte Wege. Er begann mit der linken Hand zu zeichnen und war überrascht, welche Dinge zutage traten. Herz & Hand bilden hier eine Einheit. Ein anregender und poetischer Prosaband.
August Staudenmayer, geboren in Herzogenburg, Niederösterreich, lebt und arbeitet im Atelier 10/Anker-Brotfabrik, in Wien.
- Ab sofort ist der Prosaband im KiBi entlehnbar-

ib/dz