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Buch des Monats Juli 2024 - Anne Rabe

Kann man seiner Herkunft entkommen?
Anne Rabe, geboren 1986 in Wismar/DDR, erzählt in ihrem aktuellen Roman "Die Möglichkeit von Glück" die autofiktionale Geschichte von Stine, die in der DDR in einer systemtreuen Familie aufwächst. Die Eltern sind in der Partei, die Mutter erzieht die Kinder mit unnachgiebiger Härte. Gewalt ist allgegenwärtig und gehört zum Alltag im Umgang miteinander. Erst als Stine bei ihrer Freundin zu Besuch ist, erfährt und spürt sie, dass ein liebevoller Umgang in der Familie möglich ist. In der anderen Familie wird viel musiziert, und ein Leben nach einem christlichen Menschenbild steht im Mittelbild. Bei den Besuchen empfindet Stine Wohlwollen, andererseits spürt sie ihr Anderssein und fühlt sich zunehmend einsam.
Nach der Wende zerbröckelt die feste Ordnung der Familie, alles Gewohnte gerät durcheinander. In Stine wachsen Einsamkeit und Verunsicherung. Als sie ihren Freund kennenlernt und ein Kind erwartet, bricht sie den Kontakt zur Herkunftsfamilie ab, da sie den Umgang mit ihr nicht mehr erträgt.
Anne Rabe erzählt im Subtext davon, wie schwierig es sein kann, die eigene Herkunft und Familiengeschichte zu verarbeiten und loszulassen. Zudem reflektiert Rabe die Langzeitfolgen totalitärer Gesellschaften am Beispiel der ehemaligen DDR, die sich im Alltag spiegeln und in jedem Individuum ihre Wirkung zeigen. Manche Szenen und Details können als Trigger fungieren und Erinnerungen wachrufen. Lesepausen sind bisweilen empfehlenswert!
Schreiben als mögliche Form, sich mit der Welt auseinanderzusetzen und sie sich immer wieder neu zu erschaffen. Diese Möglichkeit der Auseinandersetzung und Neuausrichtung ist der Autorin und Preisträgerin wunderbar gelungen! 2023 erhielt Anne Rabe den deutschen Buchpreis!

- Das Buch ist ab sofort im KiBi entlehnbar -